Schulhund hilft Kindern in der Joseph-von-Eichendorff-Schule in Waldkraiburg

Er besucht die fünfte und sechste Klasse der Joseph-von-Eichendorff-Schule. Seine Hobbys sind fressen, schlafen, spielen, sich streicheln lassen und ausgiebige Spaziergänge. Auch im Unterricht schläft er viel, während die Kinder fleißig lernen. Die Rede ist von Xaver, dem Schulhund.

Er ist der Liebling der Schule. Egal ob Schulleitung, Lehrer oder Schüler – Xaver mag einfach jeder. Der Mischlingsrüde mit dem weiß-schwarzen Fell und den Schlappohren wurde speziell ausgebildet. Immer freitags begleitet Xaver sein Frauchen in den Unterricht. Dabei gibt es einige Regeln zu beachten. „Man muss immer die Schultasche zumachen, weil Xaver sonst die Pausenbrote klaut“, erzählen die Kinder. „Wenn wir lernen, hat Xaver Pause. Wir sollen dann ja etwas arbeiten. Dann müssen wir ihn ignorieren“, setzen sie fort. Und was macht der liebenswerte Vierbeiner, wenn alle fleißig lernen? Er legt sich brav auf seine Decke und schläft.

Mit Xaver wird es ruhiger

Weitere Regeln, die es im Umgang mit ihrem pelzigen Klassenkameraden zu befolgen gibt: nicht ohne Erlaubnis füttern, nicht laut sein, nicht stressen, ihn nicht alle auf einmal rufen und nach dem Streicheln in der Pause Hände waschen. „Natürlich halten sie sich nicht immer an die Regeln, aber mit der Zeit wird es besser. Es wird zur Normalität, wenn der Hund da ist, dass es in der Klasse automatisch ruhiger wird“, erzählt Xavers Frauchen Janine Kornely.

Der Höhepunkt des Unterrichts ist, wenn er ein paar Tricks vorführt: Pfötchen geben, tanzen, auf das Wort „Peng“ umfallen, das sind nur einige von vielen. „Wenn der Hund im Unterricht dabei ist, ist es allgemein im Klassenraum viel ruhiger. Sie reißen sich zusammen, schreien nicht herum, sondern nehmen Rücksicht auf ihn“, sagt Kornely.

Für die Pädagogin ist jedoch noch etwas ganz besonders wichtig. „Die Kinder lernen, wie man richtig mit einem Hund umgehen muss. Es wurde mir schon von Schülern erzählt, dass sie zu Hause einen Hund haben, aber gar nichts mit ihm machen. Weder Gassi gehen, spielen noch sonst was. Dabei brauchen Hunde auch Beschäftigung und Kopfarbeit. Das soll Kindern bewusst werden“, erzählt sie.

Auch im Natur- und Technikunterricht ist „Hunde“ ein Thema. Xaver tut den Menschen in allen Bereichen gut. Vor allem nimmt er ihnen Ängste. „Es gibt Kinder und Erwachsene, die Angst vor Hunden haben. Ein Junge aus der sechsten Klasse und eine Kollegin hatten Angst vor Hunden. Inzwischen freuen sie sich total, wenn sie Xaver sehen und streicheln ihn“, sagt Kornely.

Xavers Start ins Leben war sehr hart. Geboren im April 2017 auf der Insel Zakynthos in Griechenland, kam er als Welpe mit neun Geschwistern nach Deutschland.

„Als ich ihn damals bei seiner Pflegestelle besuchte, war es für mich Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich sein Frauchen Janine Kornely (51) aus Mettenheim. „Wir nahmen ihn mit und er war sofort ein wichtiger Teil unserer Familie“, setzt sie fort. Im September 2017 nahm sie ihn mit zu einem Schulausflug, da war er gerade mal acht Monate alt. Xaver fühlte sich sichtlich wohl unter all den Kindern. „Er war richtig gechillt und ruhig. Das könnte was werden mit dem Schulhund. Er ist gutmütig, lässt sich gerne streicheln, ist nicht ängstlich und er liebt Kinder“, erzählt die tierliebe Pädagogin.

Kinderlieb, gelassen und geduldig

Im Februar 2019 machte Kornely mit ihm über die Lehrerfortbildung die Schulhundeausbildung. Jede Rasse ist als Schulhund geeignet, egal ob groß oder klein. Wichtig ist, dass der Hund die erforderlichen Kriterien erfüllt: gut sozialisiert, menschenbezogen, kinderlieb, nicht ängstlich, gelassen und geduldig sein. Xaver ist perfekt für diese Aufgabe. Als er seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte, bekam er eine Marke, auf der steht „Schulhund – Hunde helfen lernen“.

Bis zum Ausbruch der Pandemie gingen er und sein Frauchen fleißig in die Hundeschule. Dann kam Corona und alles wurde geschlossen. Auch für den Vierbeiner war Homeschooling angesagt. Nun ist endlich wieder Präsenzunterricht und alle gehen wieder fleißig in die Schule. Für Xaver steht dann auch wieder die Hundeschule an.

Schulhunde gehören zum Bereich der tiergestützten Pädagogik. Xaver und sein Frauchen Janine Kornely (51), Lehrerin an der Joseph-von-Eichendorff-Schule, sind das perfekte Team. Mit ihrem Einsatz können sie eine lernförderliche Atmosphäre schaffen. Kinder lernen, leiser und konzentrierter ihre Arbeiten zu erledigen. Der Hund hat positiven Einfluss auf das Wohlbefinden, die Stimmungslage und die Gesundheit, erzählt sein Frauchen. Er gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Vor allem stärkt er das Gemeinschaftsgefühl.

Julian Strassner (13) aus Rattenkirchen: „Wir hatten früher auch einen Hund. Ich finde das cool, dass Xaverl hier ist. Ich hatte früher Angst vor Hunden. Durch Xaver habe ich keine Angst mehr vor Hunden. Wenn Xaver im Unterricht dabei ist, ist es nicht so langweilig. Besonders toll finde ich die Tricks mit ihm. Der Trick, der mir am meisten gefällt, ist, wenn man ‚Peng‘ sagt, fällt er um. Meine Oma hat einen Hund. Ich finde Hunde richtig toll.“

Mohamed Chebbi (12) aus Waldkraiburg: „Wir hatten früher Tiere. Unser Hund ist leider gestorben und unsere Katze ist weggelaufen. In der Schule haben wir jeden Freitag Xaverl. Das macht mega Spaß. Wenn er da ist, gehe ich richtig gerne zur Schule. Xaver macht auch richtig coole Tricks. Er kann ja auch Rolle machen. Wenn er einen Trick macht, dürfen wir ihm Leckerli geben. Frau Kornely bringt ihm richtig tolle Tricks bei. Hunde sind klasse.“

Melissa Reibel (13) aus Waldkraiburg: „Meine Schwester und mein Onkel haben auch einen Hund. Der Hund von meinem Onkel ist richtig groß und hat ganz viel Kraft. Der ist richtig lieb. Ich bringe dem Hund von meinem Onkel die Tricks bei, die ich hier in der Schule von Xaver kenne. Ich mag das, wenn Xaver tanzt. Dann steht er hoch und hält sich an meinem Arm fest. Das habe ich richtig gerne. Ich liebe Hunde, ich liebe einfach alle Tiere.“

Samantha Burr (10) aus Ampfing: „Wir wohnen auf einem Bauernhof. Wir haben Katzen, Kühe und Stiere und drei Hunde. Das sind lauter Dackel. Ein Hund ist wie der Xaverl. Ich habe denen auch ein paar Tricks gelernt, die Xaverl auch kann. Das, was ich hier in der Schule mit Xaverl lerne, bringe ich auch unseren Hunden zu Hause bei. Mit Xaverl ist der Unterricht viel schöner und cooler. Mit Frau Kornely macht das Lernen richtig viel Spaß.“

Regina Hanslmaier (13) aus Schwindegg: „Wir haben einen Bauernhof. Wir hatten schon Katzen. Einen Hund hatten wir noch nie. Ich hätte sehr gerne einen Hund. Wir machen oft Tricks mit Xaverl, zum Beispiel Tanzen, ‚gib Pfote‘ oder ‚Peng‘. Das macht auf jeden Fall ganz viel Spaß mit ihm. Wenn ich weiß, dass Xaverl wieder im Unterricht ist, freue ich mich noch viel mehr auf die Schule. Mit ihm hat man richtig viel Spaß. Der Unterricht bei Frau Kornely und Xaverl ist richtig toll.“

Artikel und Fotos von Kirsten Seitz aus dem OVB Mühldorfer Anzeiger vom 21.3.2022, Seite 13